Archiv der Kategorie: 20. April 1945

„Sandbostel 20 Aprile [1]945 notte. Ammutinamento internati politici“. Die Zeichnung des italienischen Militärinternierten Allessandro Berretti ist das einzige bekannte Bildzeugnis des Aufstandes der KZ-Häftlinge im Lager Sandbostel (Alessandro Berretti, nicht datiert [1945 oder 1946]. Aus: Alessandro Berretti: Attenti al filo!, Genua 1946, ohne Seitenzahl)

Aufstand der KZ-Häftlinge und „Hungerrevolte“ im Stalag X B Sandbostel

Am späten Abend des 19. April 1945 bricht unter den KZ-Häftlingen im Stalag X B ein Aufstand aus. Erst kurz zuvor hatten sie das Kriegsgefangenenlager in Sandbostel erreicht. Hinter ihnen lagen Todesmärsche von mehren Tagen Dauer. Wahrscheinlich löst die Anordnung der SS, alle 9.500 KZ-Häftlinge wieder zurück nach Hamburg zu bringen, die Revolte aus.

Die Häftlinge widersetzen sich, werfen sich auf den Boden, krallen sich im Gras fest und versuchen verzweifelt, ihre erneute Deportation zu verhindern. Nur wenige Hundert kann die SS zusammentreiben.
Vermutlich zu dem Zeitpunkt, als die Wachen einen Appell abhalten, um die marschfähigen Häftlinge zu zählen und aus dem Lager zu bringen, ertönt Fliegeralarm. Die Wachen fliehen von ihren Posten in die angrenzenden Luftschutzbunker. Während nun im hinteren Lagerbereich Häftlinge die unübersichtliche Situation nutzen, um über den Stacheldrahtzaun aus dem Lager zu fliehen, stürmen andere am Eingang des Lagers auf der Suche nach Essbarem eine jenseits des Zauns gelegene Lagerküche.

Bis spät in die Nacht versuchen SS-Männer und Wehrmachtssoldaten Herr der Lage zu werden. Sie erschiessen dabei rücksichtslos mehrere Hundert Häftlinge. Andere werden von Häftlingen totgetreten, die in Panik flüchten.

Am 20. April setzt sich die SS, Teile des Kommandanturstabes des Stalag X B und Wachsoldaten mit etwa 400 noch marschfähigen Häftlingen in Richtung Norden ab.

Weblink:
Gedenkstätte Lager Sandbostel, KZ-Häftlinge im Stalag X B >> http://www.stiftung-lager-sandbostel.de/sls/kzhaeftlinge.html

Befreite britische Kriegsgefangene, 20. April 1945 (Imperial War Museum, London)

Britische Kriegsgefangene nach der Befreiung in Fallingbostel-Oerbke

Ab August 1944 nutzte die Wehrmacht das Kriegsgefangenenlager Fallingbostel-Oerbke unter der Bezeichnung Stalag 357 zur Unterbringung britischer Gefangener. Durch die Aufnahme von Gefangenen aus Lagern, die angesichts der herannahenden Front geräumt wurden, stiegt die Belegung  ab Februar 1945 rapide an. Zeitweise befinden sich mehrere tausend britische Kriegsgefangene im Lager. Der größte Teil von ihnen wurde am 7. April auf einen Fußmarsch Richtung Elbe geschickt worden. Die kranken und nicht marschfähigen Gefangenen wurden im Stalag 357 zurückgelassen und  am 16. April von britischen Truppen befreit.

Der Armeefotograf Sergeant Walker dokumentiert am 20. April 1945 die Situation in Fallingbostel-Oerbke – unter anderem fotografiert er die an starker Unterernährung leidenden Kranken im Lazarett des Lagers.