Deportationsliste VI/11 Wesermünde (Kopie des United States Holocaust Memorial Museum RG-68.103, Reel 6 aus Yad Vashem Archives, Bestand O.64/349)

Die letzte „Judendeportation“ aus dem nordwestdeutschen Raum

Ende März / Anfang April 1945 (das genaue Datum ist nicht bekannt) verlässt ein Zug mit neun Personen aus Wesermünde, Osterholz-Scharmbeck und Steinbeck-Luhe den nordwestdeutschen Raum. Es handelt sich um den Deportationstransport VI/11, mit dem Wilhelm Aron, Johanne Junge, Dora Köhler, Friederike Lahmann, Anna Lange, Rolf Meibergen, Friedrich Rotter, Alfons Tallert und Artur Wohl nach Theresienstadt deportiert werden. Sie sind zwar jüdische „Mischehepartner“, aber Mitte Januar 1945 verfiel ihr bisheriger Schutz. Das  Reichssicherheitshauptamt hatte jetzt ihre Deportation nach Theresienstadt verfügt.

Die Gruppe erreicht am 4. April Theresienstadt. Es ist die letzte „Judendeportation“ aus dem nordwestdeutschen Raum, die dort eintrifft. In den Wochen vor der Befreiung Theresienstadts kommen dort jedoch noch über 15.000 Häftlinge an, die bei der Auflösung und Räumung der Konzentrationslager in Marsch gesetzt wurden.

Alle neun jüdischen Deportierten aus Wesermünde wurden am 8. Mai 1945 in Theresienstadt durch die Rote Armee befreit.

Literatur:
Alfred Gottwaldt, Diana Schulle: Die „Judendeportationen“ aus dem Deutschen Reich 1941-1945, Wiesbaden 2005

Joseph Walk (Hg.): Das Sonderrecht für die Juden im NS-Staat, 2. unv. Aufl. Heidelberg 2013, Abschnitt IV, Randnummer 524

Informationen im Internet:
Statistik und Deportation der jüdischen Bevölkerung aus dem Deutschen Reich >> http://www.statistik-des-holocaust.de

Institut für die Geschichte der deutschen Juden, Das Jüdische Hamburg – ein historisches Nachschlagewerk, Stichwort „Mischehen / ´Mischlinge´“ >> http://www.dasjuedischehamburg.de/inhalt/mischehen-%C2%BBmischlinge%C2%AB

Yad Vashem – The Holocaust Martyrs‘ and Heroes‘ Remembrance Authority >> www.yadvashem.org

2 Gedanken zu „Die letzte „Judendeportation“ aus dem nordwestdeutschen Raum

  1. Marx-Moyse

    Man merkt am Schicksal dieser jüdischen Mischehepartner , deren Ehe aufgelöst worden war oder deren Ehepartner gestorben waren, wie schwach „der Schutz“ war.
    Ich bin mir dessen bewußt, daß der Schutz durch das Genfer Abkommen für meine Mutter und mich aufgehört hätte, falls mein Vater, als französischer Kriegsgefangener , einen Fluchtversuch gemacht hätte.
    Ich denke auch an Viktor Klemperer und seine Frau, die ihre Rettung vielleicht nur der Bombardierung Dresdens verdanken!

    1. Jens-Christian Wagner

      Liebe Frau Marx-Moyse,
      ganz herzlichen Dank für den Kommentar! Die Geschichte der „Mischehen“ muss meines Erachtens noch besser erforscht werden, insbesondere das Schicksal der Menschen, die seit 1944 als „Halbjuden und jüdisch Versippte“ von der Organisation Todt zur Zwangsarbeit herangezogen wurden.

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