Der Galgen auf dem Hildesheimer Markplatz mit den vier letzten Erhängten. Zeichnung des Augenzeugen Otto Schmieder (Otto Schmieder, Hildesheim 1944/45. Rückblick auf eine schicksalsschwere Zeit, Hildesheim 1996, S. 56)

Mordterror gegen „Plünderer“

Auf den verheerenden Luftangriff auf Hildesheim am 22. März antworteten die Verantwortlichen mit verstärktem Mordterror. Am 26. März wurde bei einer Besprechung der Spitzen von Stadt, Partei, Polizei und Justiz im Kreisbefehlsstand eine Großrazzia gegen Plünderer beschlossen. Auf Anregung von Bürgermeister Georg Schrader sollten die gefassten Plünderer zur Abschreckung auf dem Marktplatz erhängt werden. Als die Razzia ergebnislos blieb, ließ Gestapochef Huck noch in der Nacht vier Gestapohäftlinge heranschaffen, darunter einen Deutschen, den er selbst an Ort und Stelle erschoss. Die drei übrigen wurden zum Markplatz gebracht und dort an dem inzwischen errichteten Galgen erhängt. Als am nächsten Morgen eine Gruppe von etwa 30 Italienern mit halbverbrannten, ungenießbaren Konserven eingeliefert wurde, wurden auch sie auf dem Marktplatz erhängt. Die letzten vier ließ man zur Abschreckung mehrere Tage am Galgen hängen.

Literatur:
Markus Roloff: Nur Plünderer mußten sterben? Die Massenhinrichtungen der Hildesheimer Gestapo in der Endphase des Zweiten Weltkrieges. In: Hildesheimer Jahrbuch 69 (1997), S. 183-220

Hans-Dieter Schmid: Hildesheim in der Zeit des Nationalsozialismus – eine Stadt zwischen Angst und Anpassung. Hildesheim 2015