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François Le Lionnais: Französischer Schriftsteller, Wissenschaftsjournalist und Verleger, befreit in Seesen am 10. April 1945 (www.oulipo.net)

François Le Lionnais gibt Zeitung Revivre! No. 1 in Seesen heraus

Am 8. April 1945 hatte ein Transportzug mit 400 kranken Häftlingen Osterode verlassen. Er war auf den Weg vom KZ Mittelbau-Dora bei Nordhausen in das KZ Bergen-Belsen. Am 9. April wurde dem Zug die Einfahrt in den Bahnhof Seesen verweigert – US-Truppen hatten die Stadt kurz zuvor eingenommen und der Zug musste auf dem Nebengleis des Güterbahnhofs Münchehof einen Zwangsstopp einlegen. Nachdem die SS-Wachposten am 10. April endlich in die Harzberge geflohen waren, bot sich den Befreiern ein Bild des Grauens. 23 Häftlinge konnten die US-Soldaten nur noch tot und fast unbekleidet aus dem Transportzug bergen.

Einer der Überlebenden war François Le Lionnais, ein französischer Schriftsteller, Wissenschaftsjournalist und Verleger. Verhaftet am 29. April 1944 in Paris, wurde er im KZ Buchenwald und später in Mittelbau-Dora interniert. In Seesen befreit, organisierte er sich mit Kameraden sofort organisatorische und medizinische Hilfe für die zahlreichen Displaced Persons in der Stadt und gab unter dem Namen Revivre! sogar eine Zeitung heraus, die am 5. Mai in Seesen erschien. Wenige Tage zuvor hatte er die Stadt allerdings schon in Richtung Paris verlassen.

Quellen:
>> http://www.oulipo.net

Archiv Spurensuche Harzregion e.V.

Revivre! No. 1, 5. Mai 1945, Seesen

Bad Sachsas Bürgermeister und späterer Stadtdirektor Willi Müller, Aufnahme 1960 (http://de.wikipedia.org Willi Müller Bad Sachsa)

„… ihr braucht euch eurer Namen und Väter nicht zu schämen, denn sie waren Helden“

Nach dem Stauffenberg-Attentat wurde vom NS-Regime brutal abgerechnet – auch die Familien wurden in Sippenhaft genommen. Zahlreiche Kinder der Attentäter und ihrer Unterstützer wurden in den Harz nach Bad Sachsa gebracht – sie sollen neue Identitäten erhalten und mussten unter falschen Namen leben.

Am 4. Mai 1945 wurde der SPD-Politiker Willi Müller von der US-Besatzungsmacht zum Bürgermeister von Bad Sachsa ernannt. Er war 1933 als Sozialdemokrat aus dem Postdienst entlassen worden und musste 1934 sein Haus zwangsversteigern lassen und sich mit Gelegenheitsarbeiten durchschlagen. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 wurde er vorübergehend im KZ Buchenwald interniert.

Eine der ersten Amtshandlungen als Bürgermeister war die Befreiung der Kinder. Cäsar von Hofacker schreibt: „Am 4. Mai erhielten wir Besuch vom neuen Bürgermeister von Bad Sachsa. Er rief uns alle zu sich und hielt eine feierliche Ansprache, in der er uns klar machte, dass wir von nun an unter seinem Schutze stünden und dass er sich für unsere baldige Heimkehr einsetzen wolle. Und dann sagte er wörtlich, ich zitiere aus dem Tagebuch meiner Schwester: Und jetzt heißt ihr wieder so wie früher, ihr braucht euch eurer Namen und Väter nicht zu schämen, denn sie waren Helden.“

Quellen:
>> http://de.wikipedia.org Willi Müller
>> Bad Sachsa; www.bad-sachsa-geschichte.de