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Am 19. April 1945 stellen französische Überlebende Listen aller befreiten, aus Frankreich stammenden Häftlinge des KZ Bergen-Belsen zusammen. Links die erste Seite der Liste mit Frauen, rechts die mit Männern (Schenkung von Jacqueline Francis-Boeuf. Stiftung niedersächsische Gedenkstätten / Gedenkstätte Bergen-Belsen, BO 574)

Befreiungsliste des französischen Lagerkomitees des KZ Bergen-Belsen

Am 19. April 1945 stellen französische Überlebende Listen aller befreiten, aus Frankreich stammenden Häftlinge im Hauptlager zusammen: 758 Männer und 471 Frauen. Die Listen sollen Verwandte in Frankreich über den Verbleib ihrer Angehörigen informieren. Sie werden in der Zeitung „libres“ („Freie“) veröffentlicht, die in Paris erscheint.

Die beiden Listen enthalten neben Namen und Vornamen weitere Angaben. Sofern bekannt, werden Alter, letzter Wohnort, Geburtsdatum und Geburtsort aufgeführt. In der Liste der befreiten Männer ist der Name „Andre Bedel“ durchgestrichen: Er stirbt am 20. April 1945 an den Folgen der Haft. Zahlreiche in den Listen genannte Personen sterben in den folgenden Wochen.

Die Überlebende Jacqueline Francis-Boeuf übergab die beiden Listen der Gedenkstätte Bergen-Belsen im Jahr 2002.

Drei Häftlingsbaracken im Lager Stöcken (Musée de l’Ordre de la Libération, Paris | N° inventaire: N3279 | Mur Galerie Déportation)

Ein Zeichner im KZ

Auf den 12. März 1945 datiert der französische Künstler und Kunstlehrer René Baumer eine Bleistiftzeichnung von drei Baracken des KZ Hannover-Stöcken.

René Baumer, geboren 1906 in La Mulatière, tritt im Frühjahr 1940 der Résistance bei. Anfang April 1944 wird er verhaftet und für sechs Wochen im Gestapo-Gefängnis Montluc in Lyon inhaftiert. Über das Durchgangslager Compiègne bei Paris kommt er Anfang Juni 1944 in das KZ Neuengamme. Einen Monat später wird er dem KZ Hannover-Stöcken zugeteilt, einem Außenlager von Neuengamme. Er musste in der Bleigießerei der Akkumulatorenfabrik arbeiten. Bei der Räumung des Lagers am 7. April 1945 wurde er zu Fuß in das KZ Bergen-Belsen verbracht und dort am 15. April 1945 befreit. Er kehrte im Mai 1945 nach Frankreich zurück und starb 1982 in Lyon.

Überliefert sind 58 zeitgenössische und später angefertigte Zeichnungen mit Porträts von Mithäftlingen und Szenen aus den Lagern Stöcken und Bergen-Belsen, die im Musée de l’Ordre de la Libération in Paris aufbewahrt werden. Für Baumer war das Zeichnen ein Weg, die schockierenden Erfahrungen seiner KZ-Haft zu verarbeiten.

Literatur:
Rainer Fröbe: Exkurs: René Baumer – Ein Zeichner im KZ. Kunst, Widerstand und Identität im Konzentrationslager, in: ders. u.a., Konzentrationslager in Hannover. KZ-Arbeit und Rüstungsindustrie in der Spätphase des Zweiten Weltkriegs. Zwei Bände. Hildesheim 1985, Band 1, S. 109-130

Maike Bruhns: „Die Zeichnung überlebt…“ Bildzeugnisse von Häftlingen des KZ Neuengamme, Bremen 2007

Websites:
Offizielle Homepage von René Baumer >> http://www.renebaumer.free.fr
Musée de l’Ordre de la Libération >> http://www.ordredelaliberation.fr/fr_doc/3_2_3_deportation.php