Archiv der Kategorie: 3. April 1945

KZ-Außenlager „Alter Banter Weg“ in Wilhelmshaven. Im Hintergrund der Brand eines Öltanks der Marine, Datum unbekannt (Stadtarchiv Wilhelmshaven)

Räumung des KZ-Außenlagers „Alter Banter Weg“ bei Wilhelmshaven

Ende März entscheidet die SS das Lager „Alter Banter Weg“ in Wilhelmshaven aufzulösen und die Häftlinge in das Hauptlager nach Neuengamme zu verlegen.
390 Häftlinge, die nicht in der Lage sind weite Strecken zu laufen, werden am 3. April mit der Bahn abtransportiert. Der Zug kommt nur langsam voran – zusammengepfercht, ohne sanitäre Einrichtungen und ausreichend Verpflegung sterben zahlreiche Häftlinge während der Fahrt. Da die Weserbrücke bei Bremen zerstört ist, werden die Gefangenen mit einer Fähre übergesetzt und anschließend wieder in Waggons „verladen – auch die Toten werden mitgenommen.

Henri Didier, ein französischer Häftling, erinnert sich später:
„Auf einen Karren ohne Wagenleiter laden wir die Toten. Es sind an die fünfzig. Was für ein trauriges Spektakel, die wackelnden Leichen auf dem Karren zu sehen! Einige fallen herunter, wir müssen sie aufheben und wieder aufladen. Endlich … erreichen wir den Zug“

Am 5. April bricht eine weitere Gruppe von KZ-Häftlingen aus dem Lager „Alter Banter Weg“ Richtung Neuengamme auf.

Literatur:
Immo de Vries: 11. April 1945: Der Massenmord in Lüneburg an Häftlingen des KZ-Außenlagers Wilhelmshaven durch SS und Wehrmachtsoldaten in: Detlef Garbe/Carmen Lange /Hrsg.): Häftlinge zwischen Vernichtung und Befreiung. Die Auflösung des KZ Neuengamme und seiner Außenlager durch die SS im Frühjahr 1945, Bremen 2005

Daniel Blatmann, Die Todesmärsche 1944/45. Das letzte Kapitel des nationalsozialistischen Massenmords, Hamburg 2011

Geschichtswerkstatt Lüneburg e.V. (Hrsg.), Kriegsverbrechen in Lüneburg. Das Massengrab im Tiergarten, Lüneburg 2000

Empfehlung Archiv:
Archiv Manfred Messer, Lüneburg

Website:
http://www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de/geschichte/kz-aussenlager/aussenlagerliste/wilhelmshaven-alter-banter-weg

Der belgische Widerstandskämpfer Ortar De Pauw (Sammlung Erik De Pauw, Belgien)

Irrweg durch Mitteldeutschland

Am 3. April 1945 werden die etwa 450 Gefangenen des Hamelner Zuchthausaußenlagers Holzen auf Marsch gesetzt, darunter zahlreiche Niederländer, Belgier und Luxemburger. Unterwegs per Bahn und zu Fuß irrt die Kolonne durch Mitteldeutschland. Kein Zuchthaus ist in der Lage, die Männer aufzunehmen.

Unter ihnen ist auch der Belgier Ortar De Pauw. Nur äußerst mühsam übersteht er die langen Märsche. Über seine letzten Stunden in Bad Liebenwerda berichtet sein Weggefährte, der Arzt Dr. Etienne Grandrie: „Vollkommen geschwächt lag er im Gras, ohne die Kraft, aufzustehen und seine magere Ration zu holen. Ich habe daraufhin seine sofortige Aufnahme im Krankenhaus angefragt. Wir haben gesehen, wie er auf einer Karre abgefahren wurde.“  Ortar De Pauw stirbt am 14. April 1945 in Bad Liebenwerda. Er wird mit vier anderen Hamelner Gefangenen in einem Massengrab bestattet.

Nach zwölf Tagen Irrweg durch Mitteldeutschland sollen 228 Männer am 14.4. das Zuchthaus Dreibergen in Mecklenburg erreicht haben. Hier wurden sie am 3. Mai von der Roten Armee befreit. Augenzeugen haben die Zahl der Toten auf 200 geschätzt. Nur 21 sind namentlich bekannt.

Quelle des Zitats:
Aus einem Brief des Mitgefangenen Etienne Grandrie vom 27.6.1945 an die Witwe von Ortar De Pauw (Sammlung Eric De Pauw, Belgien)

Websites:
> Bernhard Gelderblom: Bürger aus den Benelux-Staaten als NS-Verfolgte im Zuchthaus Hameln 1942-1945
> Bernhard Gelderblom: Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit und in der Nachkriegszeit