Archiv der Kategorie: 8. April 1945

Gründungsurkunde des Notkomitees Hilkerode, 8. April 1945 (Schmerse Media Verlag, Göttingen I www.schmersemedia.com)

In Hilkerode am Harz gründet eine Gruppe italienischer Zwangsarbeiter ein Lager-Notkomitee

Auf der Baustelle der Firma „Otto Schickert & Co. KG“ in Rhumspringe arbeiten mindestens 1760 ausländische Zwangsarbeiter, darunter auch italienische Militärinternierte.

Untergebracht sind die Italiener in einem Lager im Nachbarort Hilkerode. Im Herbst 1944 werden alle italienischen Militärinternierten zu Zivilisten erklärt. Sie gelten jetzt zwar als „freie“ Arbeiter, müssen aber an ihren Einsatzorten verbleiben.

Im Frühjahr 1945 wächst die Hoffnung auf ein baldiges Ende der leidvollen Gefangenschaft: Das Herannahen der Front wird Anfang April unüberhörbar. Mit der unsicheren Situation verbinden sich viele Ängste und Besorgnisse. Um einer möglichen Eskalation der Ereignisse vorzubeugen, gründen die Italiener nach dem Vorbild der Comitati di Liberazione Nationale (Nationale Befreiungskomitees) der italienischen Partisanen ein Notkomitee. Sie verpflichten sich darin zum strikten Zusammenhalt und zur Wahrung militärischer Disziplin.

Am 10. April werden die Italiener in Hilkerode von US-amerikanischen Truppen befreit.

Literatur:
Günther Siedbürger, Geschichtswerkstatt Duderstadt (Hrsg.): Überleben mit Stift und Papier. Aus dem Tagebuch eines Italienischen Militärinternierten im Zweiten Weltkrieg in Hilkerode/Eichsfeld, Göttingen 2004

Website:
Auf der Spur europäischer Zwangsarbeit: Südniedersachsen 1939 – 1945 >> www.zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/virtuelle-ausstellung/industrie/schickert-werke-rhumspringe.html

Amerikanisches Luftbild des Bahnhofs Celle unmittelbar vor dem Angriff, 8. April 1945. (US Air Force Historical Research Center Agency, Maxwell)

Das Massaker von Celle

Kurz nach 18 Uhr greifen amerikanische Flugzeuge den frontnahen Güterbahnhof von Celle an. Dort steht ein Transportzug mit 3000 männlichen Häftlingen aus den geräumten KZ-Außenlagern Drütte und Holzen sowie 450 Frauen aus dem KZ-Außenlager Salzgitter-Bad. Zwischen 400 und 500 Häftlinge sterben bei dem Angriff.

Die Überlebenden fliehen in die Stadt oder ins nahe Waldgebiet „Neustädter Holz“. In den folgenden 24 Stunden machen SS-Bewacher, Wehrmachtssoldaten, Polizisten und Zivilisten Jagd auf die Entflohenen. Den Gewaltexzessen und Erschießungen fallen mindestens 170 Häftlinge zum Opfer. Mehr als 2000 Gefangene treibt die SS auf einen Todesmarsch ins KZ Bergen-Belsen, wo viele an Entkräftung und an den Folgen einer Typhus-Epidemie starben. 300 verletzte Häftlinge lässt sie unversorgt in der Celler Heidekaserne zurück.

Die Toten wurden später auf dem Celler Waldfriedhof bestattet.

Literatur:
Bernhard Strebel: Celle April 1945 revisited. Bielefeld 2008.