Archiv der Kategorie: 17. April 1945

Hauptmann Lohse im Oflag 83 Wietzendorf, April 1945 (Historisches Archiv "Heimatverein Peetshof Wietzendorf")

Der Tod von Hauptmann „Waffenstillstand“ Lohse in Wietzendorf

Im Kriegsgefangenenlager Wietzendorf sind im April 1945 über 7.000 italienische und französische Offiziere interniert. Der Wehrmachthauptmann Lohse gehört zum Kommandanturstab des Lagers. Seit dem Abzug eines Großteils der Wachmannschaft ist er Befehlshaber eines Restkommandos von rund 30 Bewachern. Am 16. April hatte er das Lager kampflos einer britischen Einheit übergeben, die sich allerdings wieder zurückgezog. Am nächsten Tag kehren stattdessen deutsche Einheiten nach Wietzendorf zurück. In diesem Zusammenhang wird Hauptmann Lohse am 17. April unter nicht ganz geklärten Umständen von deutschen Soldaten getötet. Gerüchteweise soll er sich geweigert haben, einen Befehl aus Hamburg zur Tötung der Gefangenen auszuführen.

Von ehemaligen italienischen Gefangenen wird später allgemein das humane Verhalten von Hauptmann Lohse hervorgehoben. Sie gaben ihm den Spitznamen „Hauptmann Waffenstillstand“ („Capitano Armistizio“). Eine 1987 von italienischer Seite errichtete Gedenktafel auf dem alten Friedhof in Wietzendorf erinnert an ihn und die im Lager verstorbenen Italiener.

Literatur:
Pietro Testa: Wietzendorf, Rom 1998

Website:
Gemeinde Wietzendorf >> http://www.wietzendorf.de/ueber-wietzendorf/geschichte

Protokollbuch des Polnischen Lagerkomitees, Eintrag zum 17. April 1945 (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten / Gedenkstätte Bergen-Belsen; BO 2543)

Polnisches Lagerkomitee – Protokollbuch

In der Sitzung des Komitees der polnischen Überlebenden des KZ Bergen-Belsen vom 17. April 1945 werden die Teilnehmer mit dem Inhalt des folgenden Aufrufs bekannt gemacht.

„Polen, Kameradinnen und Kameraden!
Die siegreiche Armee der Alliierten hat uns aus den Händen der Nazi-Mörder befreit.
Wir sind frei!

Polen! Wir müssen uns dieser Freiheit würdig erweisen!
Durch unsere einer Polin und eines Polen würdige Haltung müssen wir beweisen, dass wir keine Verbrecher sondern politische Häftlinge sind. Durch ausgewogene Haltung und Freundlichkeit gegenüber anderen Nationalitäten beweisen wir, dass uns jegliche Nationalitäts- und Religionskonflikte fremd sind. Wir sind ein Volk, in dessen Adern das Blut der Völker fließt, die um die Freiheit der Welt kämpfen. Wir sind eine Nation, die um des Opfers unserer Schwestern und Brüder willen eine ihr unter den Völkern Europas gebührende Stelle finden muss.
Gleiche mit Gleichen – Freie mit Freien!“

Bereits am Tag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen gründeten polnische Überlebende ein Komitee. Die Mitglieder organisierten das Leben im Displaced Persons Camp und vertraten die Interessen der Bewohner gegenüber dem britischen Militär. An den ersten Treffen nahmen auch polnische Juden teil. Bis zum September 1946 finden 28 Sitzungen statt, die alle protokolliert wurden. Das Protokollbuch mit den Niederschriften der Sitzungen ist erhalten.