Das Gefängnis Hameln in einem Luftbild aus den 1960er Jahren (Stadtarchiv Hameln)

Ein Kamerateam im Zuchthaus Hameln

Die ersten, die das Zuchthaus in Hameln noch vor den US-amerikanischen Truppen am 7. April 1945 betreten, sind zwei Männer eines US-amerikanischen Filmteams. Sie sind eher zufällig in das Gebäude geraten – auf der Suche nach Spuren des „Rattenfängers von Hameln“.

„Wir kamen in einen riesigen Gebäudekomplex, der wie eine Festung aussah und von zahlreichen Balkonen umgeben war. Wir bemerkten große Stahltüren an zellenähnlichen Räumen. Kein Mensch war weit und breit in jener unheimlichen Stille (…) Hinter den abgeschlossenen Türen hörten wir herzzerreißende Töne, offensichtlich von Menschen in Not. Die Schlösser wurden aufgebrochen. Das war das erste Mal, dass wir diesen schrecklichen Geruch wahrnahmen.
Die winzigen Räume waren tatsächlich Zellen. Eine abgemagerte Seele wollte eine Zigarette, und es war schwierig, einen Arm unter ihrem verfaulten Fleisch zu platzieren, um sie hoch zu heben, damit sie ihre erste Zigarette seit Jahren genießen konnte. (…)
Viele Sanitäter kamen zum Gefängnis. Eine Luftbrücke wurde organisiert, um die Gefangenen in Militärkrankenhäuser zu fliegen. Als sie hinausgebracht wurden, konnte man nur vermuten, wie viele überleben würden. Wie kann ein Mensch einem anderen Menschen so etwas antun! Und der Gestank! Wie vergisst man jemals diesen Gestank!?“ (Übersetzung aus dem Amerikanischen).

Von September 1944 bis Juli 1945 starben im Zuchthaus Hameln 247 Gefangene aufgrund von Überbelegung, Zwangsarbeit, Hunger, Kälte und katastrophaler medizinische Versorgung.

Literatur:
David W. Wallis, Gene Ebele, John L. Roberts (Lt.): Saga of the Seventh: The Odyssey of Five Combat Cameramen During World War II who Composed the 7th Combat Assignment Unit of the 168th Signal Photo Company, Pine Bluff, 1995, S. 132-135

Weblinks:
> Bernhard Gelderblom: Bürger aus den Benelux-Staaten als NS-Verfolgte im Zuchthaus Hameln 1942-1945
> Bernhard Gelderblom: Das Zuchthaus Hameln in der NS-Zeit und in der Nachkriegszeit